Cloud-Transformation in der öffentlichen Verwaltung: Zwischen Agilität und Souveränität
            

Cloud Computing ist längst in der Privatwirtschaft angekommen. So nutzten 84 Prozent der Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten in Deutschland bereits im Frühjahr letzten Jahres Cloud-Lösungen, ergab der Cloud-Monitor 2022. In der öffentlichen Verwaltung dagegen ist die Nutzung von Cloud-Diensten wenig ausgeprägt. Regulierungs- und Souveränitätsaspekte verlangsamen den Einstieg in die Cloud. Beim diesjährigen Public Summit der Software AG in der Hessischen Landesvertretung in Berlin wurde diskutiert, wie der Umstieg der Behörden in die Cloud gelingen könnte. Zu den Podiumsteilnehmern gehörten Wilfried Bauer, Cloud Lead Public Sector, Microsoft Deutschland, Dr. Oliver Heidinger, Präsident des Landesbetriebs Information und Technik, Nordrhein-Westfalen, Martin Schallbruch, CEO der govdigital eG und Thomas Alberti, Geschäftsführer der SAG Deutschland GmbH. Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Guido Gehrt, stellvertretender Chefredakteur des Behörden Spiegels.

Dr. Oliver Heidinger gab als erster seine Einschätzung ab. Er betonte, dass sich viele Herausforderungen in der öffentlichen Verwaltung mit Cloud Computing lösen lassen. Dies gelte zum Beispiel für die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG). Der Präsident des Landesbetriebs Information und Technik des Landes Nordrhein-Westfalen zeigte sich davon überzeugt, dass es unter Einbindung von Cloud Computing gelingen kann, einen strategischen Neuansatz bei der OZG-Umsetzung zu erreichen. „Für Cloud Computing haben wir noch keine Strukturen. Wir können gemeinsame Standards entwickeln“, sagte er. Hier gäbe es noch etwas grüne Wiese und es sei eine Riesenchance das jetzt zu nutzen.

Martin Schallbruch fragte nach dem strategischen Ertrag von Cloud Computing in der öffentlichen Verwaltung und sagte: „Wenn wir als Staat krisenresilient sein wollen, müssen wir nicht nur sicher sein, sondern auch eine hohe Agilität an den Tag legen. Bei der Aufnahme und Verteilung von Flüchtlingen oder bei den Wirtschaftshilfen während der Corona-Pandemie mussten stets neue IT-Systeme aufgebaut werden. Eine Cloudtransformation macht uns agiler und ist sicherer.“ Aber das angestrebte Souveränitätsniveau sei noch nicht erreicht.

Wilfried Bauer unterstrich, dass die Souveränität auf drei Säulen basiere: Betriebssouveränität, Datensouveränität, Technologiesouveränität. Microsoft beschäftige sich schon länger insbesondere mit der Technologiesouveränität und mit Delos würde an einer entsprechenden souveränen Cloud gearbeitet. Allerdings käme es jetzt darauf an, wie solche Lösungen in der Verwaltungsstruktur implementiert werden können.

Thomas Alberti warf Fragen auf, die sich die Behörden stellen sollten. Zum Beispiel: „Wofür benötigen wir die Cloud überhaupt und wie muss meine Cloud aussehen?“. Hier könnten die Anforderungen sehr unterschiedlich ausfallen, auch aufgrund des Föderalismus. Im Gegensatz zu digitalen Musterländern wie Estland seien die IT-Infrastrukturen in Deutschland historisch gewachsen und die Daten aus den unterschiedlichen Systemen müssten so miteinander verbunden werden, damit am Ende das richtige Ergebnis für den Bürger herauskommt. Hier könne die Software AG mit ihren Lösungen unterstützen.

Martin Schallbruch beschrieb, dass die deutsche Verwaltungscloud-Strategie sehr komplex sei. IT-Verantwortliche würden manchmal dazu neigen, Projekte auf dem Papier viel zu weit entwickeln zu wollen. Wichtig sei für govdigital daher gewesen, die Kernbestandteile der Verwaltungscloud in der Praxis zu erproben und die Verwaltungscloud-Strategie entsprechend anzupassen. Zudem nannte er ein attraktives Portfolio an Cloud-Services als entscheidenden Erfolgsfaktor für eine Verwaltungscloud. Cloud-Lösungen müssten sich leicht einführen und nutzen lassen, um sich bei den Behörden durchzusetzen.

Dr. Oliver Heidinger wies daraufhin, dass in Deutschland genug technisches Know-How für den Umstieg in die Cloud vorhanden sei. Die öffentlichen IT-Dienstleister sollten die Multi-Cloud-Umgebung gemeinsam bottom-up definieren. Wichtig sei dabei, dass sich die IT-Dienstleister auf die Technik konzentrieren können und Vergabe-, Datenschutz- oder Finanzierungsfragen von einem Partner wie der govdigital übernommen würden. Er betonte, dass auch die Public Clouds der privaten Anbieter mit eingebunden werden müssten, allerdings sollte dies immer über die öffentlichen IT-Dienstleister erfolgen. Auf diese Weise könne man die notwendige Souveränität und Einhaltung von Sicherheitsstandards gewährleisten.

Auf die Frage, ob sich Deutschland an ausländischen Vorbildern orientieren sollte, antwortete Thomas Alberti, dass dieses viel zu selten passiere und andere Länder viel weiter und schneller wären. Wilfried Bauer stimmte ihm zu: „Es fühlt sich so an, als hätte man sich in Deutschland noch nicht klar entschieden. Ich habe das Gefühl, dass wir beratungsresistent sind“, so der Cloud Lead Public Sector von Microsoft. Thomas Alberti: „In Deutschland will man in allem 100 Prozent erreichen und stellt die Geschwindigkeit in den Hintergrund.“

                    Neues von der Software AG
                

Hier finden Sie die aktuellsten Geschichten aus unserem Public Affairs Newsletter.
ICS JPG PDF WRD XLS